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Barth, Karl

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Lebenslauf

Geboren: 10. Mai 1886 in Basel
Gestorben: 10. Dezember 1968 in Basel

Karl Barth wuchs als ältester Sohn eines pietistisch-konservativen Theologieprofessors in Basel und Bern auf. Von 1904 – 1908 studierte er evangelische Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg. Von 1909 – 1921 war er zunächst als Hilfsprediger in Bern und dann als Pfarrer im Kanton Aargau tätig. Die unmittelbare Konfrontation mit den sozialen Problemen der Gemeinde ließen ihn zum engagierten Sozialdemokraten werden. 1919 wurden seine Auslegungen und Kommentare zum „Römerbrief“ veröffentlicht und machten ihn weithin bekannt. Daraufhin wurde der Schweizer Dorfpfarrer Karl Barth auf einen für ihn 1921 neu geschaffenen Lehrstuhl für reformierte Theologie nach Göttingen berufen. Von 1925 – 1934 lehrte er Systematische Theologie an den Universitäten Münster und Bonn. In Bonn erlebte er die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und den Beginn des Kirchenkampfes. Die von ihm mitbegründete Zeitschrift „Theologische Existenz heute“ wurde zum Sprachrohr der Oppositionsbewegung „Bekennende Kirche“ gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirchen. Barth verfasste auch die auf der 1. Bekenntnissynode einstimmig angenommene „Barmer Theologische Erklärung“, das theologische Fundament der Bekennenden Kirche. 1934 wurde er wegen Verweigerung des Beamteneides auf Adolf Hitler vom Dienst suspendiert. So verließ er Deutschland und lehrte und lebte bis zu seinem Tode in seiner Heimatstadt Basel, obwohl die Universität Münster ihm 1946 aufs Neue die theologische Doktorwürde verlieh, die sie ihm 1939 entzogen hatte.


Bedeutung

Karl Barth ist einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20 Jahrhunderts. Er ist der Begründer der „Dialektischen Theologie“ und Anreger einer tief greifenden theologischen Neubesinnung. Aufgrund seiner theologischen Gesamtleistung gilt er für die Evangelische Kirche als „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“.


Lehre und Gedanken

Während seiner Zeit als Pfarrer im Aargau vollzog sich in Barths theologischem Denken ein Umbruch. Das Versagen der Kirchen im selbst verschuldeten Ersten Weltkrieg und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Verwerfungen sowie die sozialen Probleme in seiner Gemeinde zwangen ihn zu einer Auseinandersetzung mit der ganz auf den Menschen fixierten Religions- und Bewusstseinstheologie des 19. Jahrhunderts. Seine Wahrnehmung der Bibel änderte sich, sie galt ihm nun als Dokument bewegender Gotteskraft und als Mittelpunkt theologischen Denkens. Das Thema der Theologie ist Gott und nicht die menschliche Religion.

„Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben.“ (Karl Barth: Das Wort Gottes)

Dargelegt hat Karl Barth seine dialektische Position vor allem in seiner Schrift „Der Römerbrief“ von 1918 – eine Verbindung von Bibelkommentar und Gegenwartsdeutung. Diese Schrift machte Barth schlagartig bekannt und galt als Wiederentdeckung des reformatorischen Gottes-, Menschen- und Glaubensverständnisses. Daraus entstand die sogenannte „Dialektische Theologie“ (auch Wort-Gottes-Theologie) als neue Herausforderung für eine grundlegende Kirchen- und Gesellschaftsreform. Diese neue Barth’sche Theologie war eine Theologie „von oben“, die eine Erkenntnis Gottes durch den Menschen vehement ablehnte. Jeder Annäherung des Menschen an Gott müsse eine Offenbarung Gottes vorausgehen. Der scheinbar tautologische Satz „Gott ist Gott“ bringt die Paradoxie der „unmöglichen Möglichkeit“ der Gotteserkenntnis exakt zum Ausdruck: die absolute Nähe des unendlich fernen und unendlich anderen Gottes zu den Menschen.

Sein Wechsel von der Kanzel ans Katheder im Jahre 1921 verbreiterte und vertiefte Barths Theologie. Er wandte sich nun Fragen der Dogmatik zu und begann 1932 mit der Publikation seines theologischen Hauptwerks „Kirchliche Dogmatik“, was oft als Wende Barths von der Dialektik zur Orthodoxie gedeutet worden ist. In der Tat erfuhr Barths dialektische Theologie in den 1930er-Jahren eine Revision. Er erkannte, dass es unzureichend ist, Gott als das „ganz Andere“ – sozusagen als die Verneinung des Menschlichen – zu denken; dies sei immer noch zu sehr vom Menschen aus gedacht. Stattdessen sei der in Jesus Christus sich selbst verendlichende Gott der wahre Gott.


Hauptwerke von Karl Barth

„Der Römerbrief“ (1918)
Karl Barth: Der Römerbrief. Zürich: Theologischer Verlag 1999.

„Kirchliche Dogmatik“ (1932 ff.)
Karl Barth: Kirchliche Dogmatik. Studienausgabe, 31 Bände. Zürich: Theologischer Verlag 1993.

„Einführung in die evangelische Theologie“ (1962)
Karl Barth: Einführung in die evangelische Theologie. Zürich: Theologischer Verlag 2006.


Über Karl Barth

Eberhard Busch: Karl Barth. Einblicke in seine Theologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008.

George Hunsinger: Karl Barth lesen. Eine Einführung in sein theologisches Denken. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2009.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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